Gerhard Wortmann, Mit Mustafa auf Du oder: Integration in Bretten praktiziert

Gerhard Wortmann, Mit Mustafa auf Du oder: Integration in Bretten praktiziert

Beim Mittwochstreff im März 2010 las unser Mitglied Gerhard Wortmann in der DITIB-Moschee Karlsruhe aus seinem Buch "Mit Mustafa auf Du oder: Integration in Bretten praktiziert". Gerhard Wortmann hat sich als Grund- und Hauptschullehrer in Bretten seit Ende der 60 Jahre der Integration seiner türkischen Schülerinnen und Schüler und ihrer Familien gewidmet.
Die Lesung fand auf Einladung der türkischen DITIB-Gemeinde in der Zentralmoschee in der Käppelestraße 3 statt. Aus diesem Grund hatten die Mitglieder der Moschee sogar die deutsche, die europäische und die türkische Fahne vor ihrem Gebäude gehisst.
Begrüßt wurden die deutschen und ausländischen Gäste von Herrn Fatih Sahan, dem Beauftragten für Iinterreligiöse und interkulturelle Zusammenarbeit des DITIB-Landesverbandes Baden. Ein Vertreter des Türkischen Generalkonsulats Karlsruhe und des Kulturamts Karlsruhe waren ebenfalls anwesend.
Fatih Sahan bedankte sich dafür, dass die Christlich-Islamische Gesellschaft diese Moschee als Treff ausgewählt habe und wünschte sich, dass die gegenseitigen Kontakte ausgebaut werden würden. Den Autoren Gerhard Wortmann kenne er bereits von seinem Buchvortrag in der Grünen Moschee in Bretten, der ein großer Erfolg gewesen sei.
Die Vorsitzende der Christlich-Islamischen Gesellschaft Karlsruhe, Pfarrerin Ulrike Krumm, freute sich in ihrer Rede darüber, dass Brigitte und Gerhard Wortmann Mitglieder der CIGK in Karlsruhe seien und dass sie den Anwesenden mit dieser Buchvorstellung einen Einblick in ihre langjährige Erfahrung zur Integration ausländischer Mitbürger gewährten.
Während einer guten Stunde trug der pensionierte Grund-, Haupt- und Werkrealschullehrer Wortmann viele Aktivitäten, die er zusammen mit seiner Frau durchführte, zum Thema Integration aus seinem Buch „Mit Mustafa auf Du oder: Integration in Bretten praktiziert“ vor.
Erwähnt wurden dabei die Hausaufgabenbetreuung für türkische Kinder, Deutschsprachkurse für türkische Frauen, Besuche von Schulklassen in der Grünen Moschee, Besuche der Koranschüler in christlichen Kirchen, die Gründung des christlich-islamischen Dialogs, die Erstellung einer Charta des gemeinsamen Miteinanders,  internationale Frauenfrühstücke, gemeinsame Spenden zugunsten der Kindervesperkirche in Mannheim, türkische Folkloreaufführungen in den Altenheimen, eine Schulpartnerschaft mit der türkischen Stadt Dinar und vieles mehr.
Über diese Themen diskutierte man im Anschluss an diese Buchvorstellung noch lange beim Verzehr von türkischen Speisen, die die Frauen der Zentralmoschee zubereitet hatten.
 
Auszug aus Gerhard Wortmanns Buch:
„Und so fing es an: An die Johann-Peter-Hebel-Schule in Bretten kam ich 1966 als Junglehrer. Ich übernahm eine rein deutsche Klasse. Damals gab es noch wenige ausländische 'Gastarbeiterfamilien'  in Bretten. Zum Schuljahresbeginn 1969 war es dann soweit. Satilmis saß allein in einer Bank in der Klasse 5,1. Deutsch sprach er nicht. Ängstlich, aber auch voller Erwartung blickte er in die Runde. Ich hatte keinerlei Ahnung mit Türken, kannte ihre Kultur nicht, wusste nichts über ihr Land. Bekannt war mir nur, dass Satilmis laut Zuteilungsplan nicht in meinen evangelischen Religionsunterricht gehen würde. Er war Muslim.
Verständigen konnten wir uns nur über die Zeichensprache. Er tat mir leid. Eine Ausbildung in Ausländerpädagogik hatten wir Junglehrer an der Pädagogischen Hochschule nicht erfahren.“
 
Mit Mustafa auf Du oder: Integration in Bretten praktiziert
Das Buch kann beim Autor unter der e-Mailadresse gerhard.wortmann(at)arcor.de bestellt werden.
Postadresse: Gerhard Wortmann, Dürrbachstraße 16, 76227 Karlsruhe
 
Gerhard Wortmann wurde 1942 in Karlsruhe geboren. Als Grund-, Haupt- und Werkrealschullehrer war er langjährig an der J.-P.-Hebel-Schule in Bretten tätig. Als Betreuungslehrer für ausländische Schüler verschrieb er sich schon früh zusammen mit seiner Frau dem Dienst an der türkischen Bevölkerung in Bretten und Umgebung. Seit 1991 ist er Ehrenmitglied der dortigen Grünen Moschee. 1994 begründete er den Türkischen Schuleltern- und Kulturverein mit und war zeitweise dessen zweiter Vorsitzender. Er hat zwei erwachsene Kinder und lebt jetzt in Karlsruhe.
1966 übernahm der Verfasser eine „reindeutsche“Klasse als Junglehrer an der Johann-Peter-Hebel-Schule in Bretten. Als den damaligen „Wandergastarbeitern“ einige Jahre später der Nachzug ihrer Familien nach Deutschland gestattet wurde, betraten nach und nach auch ausländische Kinder deutsche Klassenzimmer. Gänzlich verschieden waren Kultur, Tradition und Religion der Menschen aus der Türkei. Wie sich der Lehrer Gerhard Wortmann auf diese Kinder und damit auf deren Eltern einstellt, später sogar Ehrenmitglied der Grünen Moschee wird und sein Leben und das seiner Frau ganz auf das Miteinander und die Integration der Muslime in Bretten und Umgebung ausrichtet, beschreibt sein Buch.

P.S. Mustafa ist die türkische Schreibweise des Namens, den andere Mustapha schreiben.