Die Karlsruher Zeitung "Badische Neueste Nachrichten" bringt im Jahr 2015, in dem die Stadt ihr 300-jähriges Jubiläum feiert, eine Artikelserie "Karlsruhe und seine Köpfe" über bedeutende Mitbürger von einst und jetzt. Die Folge 273 vom 26. November war unserer muslimischen Vorsitzenden gewidmet:
Der Traum vom Frieden
Najoua Benzarti wirkt an vielen Stellen als Brückenbauerin
Najoua Benzarti hat einen Traum: „Ich will, dass Frieden in der Welt herrscht.“ Sie sagt auch: „Ich werde das wohl nicht erleben.“ Dennoch setzt sich die gebürtige Tunesierin unermüdlich dafür ein, dass sich Menschen begegnen, dass über die vermeintlichen Grenzen von Kulturen, Nationalitäten und Religionen hinweg Freundschaften entstehen. „Ich bin eine Brückenbauerin“, sagt die Frau, die 2008 den Integrationspreis erhielt.
Flüchtlingshilfe, Migrationsbeirat oder Notfallseelsorge für muslimische Frauen: Wer wissen will, was Najoua Benzarti schon alles anstieß, was sie leistet, der braucht Zeit. Denn sie ist engagiert, in vielen Fällen ehrenamtlich. „Das machte mich reich“, sagt sie und lacht herzlich. „Reich, weil ich viele Menschen glücklich machte.“
Das ging los, als Najoua Benzarti eine junge Frau war. 1978 starb ihr Vater, der in Tunesien einen Kinderkino-Club leitete. Die Tochter war 17 Jahre alt und trat in seine Fußstapfen. Sie studierte und folgte 1983 ihrem Freund nach – inzwischen ist sie geschieden –‚ der in Deutschland studierte. „Ich war verliebt. Ich hab mich hier sofort wohlgefühlt“, versichert die Mutter vierer Kinder. Neu in Karlsruhe, beriet die Studentin „nebenbei“ Frauen, die Beziehungen zu arabischen Männern hatten. Dann stieß sie Frauentreffen an, rein arabische und bunt gemischte. „Netzwerke sind wichtig“, sagt sie. Bei der Gründung des Vereins islamische internationale Frauengemeinschaft wirkte sie mit, bis heute ist sie Vorsitzende.
Es folgten Schwimmkurse für Frauen, Angebote für Kinder. „Was entstand, passte zum Bedarf“, sagt die Frau, die schließlich Islamwissenschaften studierte. „Ich wollte wissen, was wirklich stimmt.“ Ehrenmorde oder Zwangsheiraten? „Das ist gegen den Islam.“ Auch ihr mache IS Angst. „Aber oft wird pauschalisiert.“ Sie selbst habe das erlebt, wenn sie wegen ihres Kopftuchs wahlweise für eine Putzfrau, eine Fundamentalistin oder einfach eine rückständige Frau gehalten wurde. „Für mich ist das Kopftuch ein Gottesdienst. Ich vergesse oft, dass ich es trage“, sagt sie.
Tina Kampf