Silvester in Köln – Reaktionen und Gefühle, ein Gesprächsabend mit Friedensgebet im Rahmen der Karlsruher Wochen gegen Rassismus

Silvester in Köln – Reaktionen und Gefühle, ein Gesprächsabend mit Friedensgebet im Rahmen der Karlsruher Wochen gegen Rassismus

Was sich in der Silvesternacht vor dem Kölner Hauptbahnhof und auf der Domplatte abspielte, sorgte bekanntlich nach zuerst zögerlicher Berichterstattung für große Aufmerksamkeit und Empörung. Um im Rahmen der Karlsruher Wochen gegen Rassismus darüber ins Gespräch zu kommen, fanden sich auf Einladung der Christlich-Islamischen Gesellschaft Karlsruhe ca. 30 Personen im Gemeindesaal der Luthergemeinde ein. Ulrike Krumm, die Pfarrerin der Gemeinde und christliche Vorsitzende der CIG Karlsruhe, begrüßte die Anwesenden, insbesondere Polizeioberrat Martin Plate, den Leiter der Pressestelle des Polizeipräsidiums Karlsruhe, und Khalid El Mohtarim vom Migrationsbeirat der Stadt Karlsruhe.

Wie aus den Medien bekannt ist, hatten sich junge Nordafrikaner über soziale Netzwerke verabredet in der Silvesternacht nach Köln zu kommen, wo sie gegen junge Frauen übergriffig wurden und sie bestahlen. Die Frauen konnten weder von männlichen Begleitern noch von der Polizei geschützt werden. In der Folgezeit gab es über tausend Anzeigen, aber nur einzelne Täter konnten ermittelt werden. Immerhin gelang es der Polizei durch verstärkte Präsenz beim Karneval Ähnliches zu verhindern.

Herr Plate wollte nichts über den Stand der Ermittlungen zu den Kölner Ereignisse sagen, das sei Sache der dortigen Kollegen, berichtete aber, dass auch in Karlsruhe Leute vermehrt durch „Antanzen“ bestohlen oder auch beraubt werden von jungen Männern, die auffällig oft aus Algerien stammen. Najoua Benzarti, muslimische Vorsitzende der CIG Karlsruhe und vereidigte Dolmetscherin, bestätigte das. Sie hatte vor Gericht mit jungen Männern zu tun, die schon in ihrer Heimat kriminell waren. Selbstverständlich sind aber nicht alle jungen Algerier, die als Flüchtlinge zu uns kommen, solche Täter. Man war sich einig, dass Straftaten ungeachtet der Person zu verfolgen sind und Kriminelle nach Möglichkeit in ihr Heimatland zurückgebracht werden sollten.

„Nennt die Polizei in einem Bericht über eine Straftat die Nationalität des Täters?“, wurde Herr Plate gefragt. Dann, wenn es für das Geschehen von Bedeutung ist und das ist gegenwärtig viel häufiger der Fall als früher, meinte dieser. Aber die Presse, die im Gegensatz zu Einzelpersonen das Recht hat, von der Polizei über Vorfälle informiert zu werden, legt Wert auf solche Angaben. Und nach dem Landespressegesetz ist die Polizei grundsätzlich auskunftspflichtig. Dagegen, dass es bei der Polizei einen Maulkorb gäbe, damit bestimmte Dinge nicht bekannt werden, wehrte sich Herr Plate entschieden. Allerdings darf der einzelne Polizist grundsätzlich keine Auskünfte in dienstlichen Angelegenheiten geben, sondern in erster Linie die Pressestelle, aber das ist in der Privatwirtschaft nicht anders.

Wie wirken sich die Kölner Ereignisse auf uns in Karlsruhe aus? Eine Zeitenwende, die alles verändert, wie ein Politiker sagte, ist es nicht. Aber eine Klimaverschlechterung hat sich für entsprechend aussehende Mitmenschen schon eingestellt. Eine vom Teint her als Nordafrikanerin erkennbare Englisch- und Französischlehrerin berichtete, dass sie gewohnt war, sich als eine aus Tunesien stammende Deutsche vorzustellen, das aber seit Silvester nicht mehr so unbekümmert machen kann. Sie erzählte auch, dass sie bei einem Konzert in Mainz unter Hunderten Nordafrikaner war und von keinem angetatscht wurde. Die Täter von Köln waren eine kleine Minderheit unter allen Nordafrikanern, aber alle müssen nun unter einem verstärkten Misstrauen leiden.

Wie angekündigt, endete der Gesprächsabend mit einem kurzen Friedensgebet. Beteiligt daran war der Imam der Durlacher Ditib-Gemeinde, Herr Şükrü Boscu, der ein Stück einer Koransure rezitierte, das Frau Benzarti auf Deutsch übersetzte und interpretierte. Frau Krumm schloss mit einem Dankgebet und einem Segen.