Ostern habe ich die Doku „INRI – Warum musste Jesus sterben?“ gesehen. Ein sehr interessanter Film, in dem die damaligen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse aufgezeigt werden und in dem einige – für mich neue – Erkenntnisse besprochen werden. Auf evangelisch.de gibt es eine Besprechung, auf ZDF.de kann man sich den Film ansehen.
Die Verhaftung Jesu erinnerte mich an die Verhaftung Alexei Nawalnys. Jedenfalls, was die politischen Verhältnisse anging. Übrigens sahen das einige Theologen auch so.
Jesus war ein Revolutionär. Er legte die Bibel anders aus. Er wandte sich den Ausgestoßenen zu. Er sagte ihnen Gottes Herrschaft der Gerechtigkeit zu, die ihre Not aufheben würde.
Die Juden litten damals unter der Herrschaft der Römer und der Ausbeutung durch die Römer. Sie litten unter deren Militärgewalt und Versklavung. Sie litten unter Epidemien und sozialer Entwurzelung.
In seinem Egalitarismus war Jesus weltbewegend. Er machte dadurch die Herrschaft Gottes sichtbar und erlebbar und entkräftete bestimmte Gesellschaftsstrukturen. Durch Gott wird alle Gewaltherrschaft überwunden. Das ist eine immense Hoffnung für zu Unrecht Verfolgte.
Jesus hatte eine kleine Gemeinschaft um sich. Aber die Jünger versagten, sie verrieten Jesus, sie verließen ihn und verleugneten ihn. Sie waren schwach, wie viele Menschen, obwohl sie einen Anteil an der Heilsbotschaft Jesu hatten, denn sie aßen z. B. gemeinsam mit ihm. Das ist der Sinn des Abendmahls, wie er auch heute noch gefeiert wird.
Aber, wie es nicht selten ist im Leben, wenn man Hilfe am dringendsten benötigt, sind auch die Menschen, die sonst eng mit einem verbunden sind, zaghaft, hilflos und oft feige. Eigentlich kann man sich nur auf Gott verlassen. Und so war die Verhaftung und Hinrichtung Jesu von Gott gewollt. Das Verhalten der Jünger ebenso. Denn wie könnte eine Botschaft eindringlicher und gewaltiger sein, wenn derjenige, der tot ist, plötzlich wieder erscheint und erneut Zuversicht und Hoffnung gibt und damit Mut, die Botschaft weiterzutragen.
Jeder Mensch wird einmal sterben, aber in der Zwischenzeit leben wir und tragen Verantwortung für das, was wir tun. Weglaufen und Wegsehen ist keine Lösung.
Jesu Verhaftung erfolgte, um Aufruhr zu verhindern und um den Tempelkult zu bewahren. Wie aus dem Film hervorgeht, waren auch nach den damaligen Regeln seine Festnahme und erst recht die Misshandlungen völlig illegal.
Unter solchen Ungerechtigkeiten leiden Millionen Menschen in der Welt. Aber jeder von uns ist durch die Botschaften und Offenbarungen Gottes dazu aufgerufen, sich Ungerechtigkeiten entgegenzustellen.
Ich wünsche meinen christlichen Geschwistern in dem Sinne ein schönes Osterfest. Bleibt standhaft, voller Hoffnung und zuversichtlich in allen Lebenslagen.
Liebe Grüße
Ingeborg Schmitt-Hiba